Homöopatischer Weg
Das Hauptinteresse von Dr. Schüssler galt stets der Homöopathie, die er jedoch als viel zu kompliziert empfand. Am Anfang einer homöopathischen Behandlung steht das Repertorisieren. Dabei wird ausführlich das Bild des Patienten in seiner Symptomatik erhoben und die Hauptmerkmale mit in der homöopathischen Literatur vorhandenen Informationen abgeglichen. Es ergibt sich meistens eine Auswahl verschiedener Mittel, von denen es gilt, das Ähnlichste herauszufinden. Dies kann sehr lange dauern - je nach Anamnese mehr als drei Stunden.
Auf seiner Suche nach einer einfacheren Methode liess er sich durch drei Forscher beeinflussen:
- Er las Arbeiten des holländischen Physiologen Jacob Moleschott, der erkannte, dass das Phosphor-Salz wichtig für die Nervenzelle ist.
Schüssler kam zu der Überzeugung, dass fehlende anorganische Mineralsalze für eine Hemmung des Zellstoffwechsels verantwortlich sind und dass dadurch Krankheiten hervorgerufen werden.
Sein Ansatz war, das oder die fehlenden Mineralsalze wieder zuzuführen, um den gestörten Zellstoffwechsel wieder zu normalisieren.
- Zweiter Baustein seiner Biochemie waren die Ausführungen von Rudolf Virchow in seinem 1858 verfassten Werk "Cellularpathologie", in der er die bis dahin geltende Humoralpathologie (Lehre der Körpersäfte) durch die moderne Zellularpathologie ersetzt. Virchows bis heute gültiger Lehrsatz lautet:
Die Zelle ist die kleinste funktionsfähige Einheit des menschlichen Körpers - Nur die Zelle kann krank werden.
- Dritter Baustein wurde für ihn die Entdeckung des Kunstdüngers durch Justus von Liebig. Seine Überlegung war:
"So, wie man kränkelnde Pflanzen durch Begiessen mit einer Lösung des ihnen entsprechenden Salzes zum Gedeihen bringen kann, so curire ich die erkrankten animalischen Gewebe mittels Verabreichung von Molekülen eines anorganischen Salzes, welches demjenigen homogen ist, durch dessen Funktionsstörung die betreffende Krankheit bedingt ist."
Dr. Schüsslers Weg zu den Funktionsmitteln
Er entdeckte durch Verbrennen von menschlichen Zellen Mineralverbindungen, deren ausgewogenes Vorhandensein er als Voraussetzung für ein gesundes Funktionieren des Körpers ansah.
Diese Salze sind nach seiner Anschauung notwendig für den Zellaufbau, ein intaktes Immunsystem, die Regenerationskraft, die Entsäuerung und die Entgiftung.
So wandte er sich von den über 1000 homöopathischen Mitteln ab und entwickelte im Laufe von 15 Jahren seine Biochemie mit 12 Mineralstoffverbindungen, von denen er sagte, dass "alle Krankheiten, welche überhaupt heilbar sind, geheilt werden können".
Seine Mineralsalze können mehr bewirken als die Mineralstoffe in unserer Nahrung. Sie können Fehlfunktionen des Organismus normalisieren, bestimmte Körperfunktionen anregen oder regulieren.
Schüssler nannte seine Arzneien daher auch Funktionsmittel.
Grundsätze nach Dr. Schüssler
Für ihn bedeutete Krankheit, dass die Zelle daran gehindert wird, die erforderliche Nahrung aufzunehmen, wodurch der Stoffwechsel gestört würde. Abhilfe oder Heilung versprach er sich davon, wenn den Zellen die fehlenden Stoffe direkt über das Blut zugeführt werden oder die Entgiftung direkt durch gesundes Blut erfolgt. Die Basis seiner Salze gewann er durch Verdampfung von natürlichem Heilquellwasser sowie aus verschiedenen Steinmehlen. Anschliessend potenzierte er die gewonnen Rohmineralien durch übliche homöopathische Verfahren. Als Trägersubstanz verwendete er Milchzucker oder Rohrzucker.
Nach diesem Schema entwarf er die folgenden Grundsätze:
- Alle Krankheiten entstehen durch einen Mangel an bestimmten lebensnotwendigen Mineralstoffen.
- Durch Zuführung der fehlenden Stoffe tritt die Heilung ein.
- Die Zuführung der Mineralstoffe darf nur in allergeringsten Mengen erfolgen.
- Die Zuführung der fehlenden Stoffe muss in solch einer Verdünnung erfolgen, dass der Übertritt des heilwirksamen Salzes unmittelbar durch die Mundhöhle, des Schlundes und der Speiseröhre direkt ins Blut erfolgt.
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